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von einer Weichteilraumforderung zum Hodenkrebs

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Hallo zusammen,

morgen beginnt meine Chemo mit 3 Zyklen PEB, und nachdem ich hier einiges still lesend verfolgt habe, möchte ich mich auch einbringen.

Vorgeschichte: Am 15.02.17 hatte ich morgens beim Blick in den Spiegel auf einmal (und ich schwör euch, aus heiterem Himmel) ein richtig dickes "Ei" (ca. 2,5x1cm Erhebung) zwischen dem Schlüsselbein hängen.
Da ich sowieso einen Check-Up beim Hausarzt am 20.02.17 hatte, hab ich mir erstmal nichts weiter dabei gedacht ... wie wir Männer so sind.

Am 23.02. folgt ein Arztmarathon....
der Hausarzt hat mich an einen HNO überwiesen, Zitat: "weil das ja in der Nähe vom Hals ist.";
vom HNO zum Chirurgen weitergeleitet; Zitat: "das kann nicht ambulant behandelt werden.";
vom Chirurgen ins Krankenhaus weitergeleitet zur stationären OP

Am 13.03. wurde mir dann eine Weichteilraumforderung supraclavikulär rechts mikrochirurgisch in eine 4 Stunden OP rausoperiert.

Histologisch war kein eindeutiger Befund möglich.

Diagnose Hodenkrebs - daraufhin wurde ich am 11./12.04.17 zu einer umfassenden Diagnostik wieder ins Krankenhaus einbestellt.

Vor den Untersuchungen hab ich den Arzt noch gebeten den Hoden in alle Untersuchungen miteinzubeziehen, da der rechte Hoden seit längerem größer als der linke ist, ABER - weil nichts schmerzt und sonst nie Beschwerden auftraten ... bin ich auch nie zu einem Urologen gegangen, ich hab's immer auf die Vasektomie zurückgeführt ... wie wir Männer so sind.

Blutbild *),
EKG,
Lungenfunktionstest,
Sonographie des Abdomen,
CT Abdomen und Thorax,
MRT des Craniums,
Skelettszintigraphie

Was soll ich sagen, die erste Untersuchung war der Ultraschall vom Hoden - und direkt kam die Keule :"Nein, das ist keine Folge der Vasektomie, das ist einwandfrei ein Tumor."

Alle anderen Untersuchungen waren nach Aussage der beteiligten Ärzte unauffällig ... bis eine Woche später die zweite Keule kam:
In der Tumorkonferenz wurde eine Metastasierung in der Lunge **) anhand des Thorax-CT befunden.

Hodentumormarker normwertig
rechtspulmonale disseminierte Metastasierung mit Einzelherde von bis zu 0,5cm Durchmesser und zentral betonten Konvoluten vom bis zu 1cm Durchmesser.

Therapie Teil1
Da der Hoden 7,0x5,5x5,5cm groß war, wurde am 04.05. der rechte Hoden dann inguinal entfernt.
Knapp zwei Wochen nach der OP hatte sich leider ein Abzsess unter der Narbe UND im Hodensack gebildet, also musste ich nochmal ins Krankenhaus und bekam eine Ausräumung unter Narkose, und musste 10 Tage bleiben.
Jetzt hab ich nicht nur eine Narbe an der Leiste, sondern auch eine unschöne, große Narbe am Sack.

Histologie
5,8cm großes Seminom, zum Teil mit Vakuolisierung von Tumorzellen und kleinherdiger Komponente eines embryonalen Karzinoms. Mehrfach Lymphangio/Hämangioinvasion. Infiltration des Nebenhodens, tumorfreier RR Samenstrang. Tumorfreies beiligendes Fettgewebe.

Ergänzender Kommentar:
Konventionell-morphologisch ist die supraklavikuläre Neoplasie eine metastatische Absiedlung.

Soweit so gut ...

Zuerst war ich verärgert über die große Narbe die ich von diesem "Knubbel" zwischen dem Schlüsselbein davontrage, aber im Nachhinein bin ich verdammt froh, dass mir die Metastase an dieser Stelle gewachsen ist.

Denn OHNE wäre ich wohl noch für längere Zeit mit dem Krebs unentdeckt durchs Leben gegangen, und wer weiß wie schlimm es dann bei der Entdeckung geworden wäre.

Ich ärgere mich aber über unser Gesundheitssystem, bzw. das Vorsorgesystem. Für Darmkrebs, Brustkrebs und Leukämie werden bundesweit Megaaufklärungskampagnen gefahren.
Frauen werden von kleinauf dazu erzogen mindestens einmal im Jahr zum "Frauenarzt" zu gehen.
Und was ist mit uns Männern??
Mir ist als heranwachsender Jugendlicher nie gesagt worden, dass ich ab und zu zum Urologen/Andrologen gehen,
geschweige irgendwelche Vorsorgeuntersuchungen machen lassen soll.

Jetzt sehe ich meiner Chemo ins Auge, und werde mich der Herausforderung stellen.
Denn Aufgeben, Verstecken oder sonstiges habe bereits VOR der Diagnose ausgeschlossen...
Ich habe von Anfang an immer gesagt:
Zitat:

"Was bei der Untersuchung herauskommt, kommt halt heraus - Ich kann es nicht beeinflussen, aber bekämpfen."

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